„Ich freue mich darauf, viel Neues zu lernen“
Nottuln. Bedenken wegen der langen, rund neunstündigen Fahrt nach Frankreich hat Amélie Hund nicht. Auch nicht, dass sie diese Strecke ganz alleine mit ihrem Auto bewältigen muss. „Ich lege zwischendurch alle paar Stunden eine Pause ein“, sagt die 20-Jährige Velenerin, die am Mittwoch dieser Woche auf große Fahrt gegangen ist, „dann passt das schon“.
Amélie Hund ist Auszubildende bei der Gemeindeverwaltung Nottuln und ab dieser Woche Gast in der Nottulner Partnerstadt Saint-Amand-Montrond.
Sie bleibt dort bis Anfang August, aber nicht um Urlaub zu machen, sondern um Einblicke in die Arbeit der französischen Verwaltung zu bekommen. Dass sie sich sehr von der einer deutschen Kommunalverwaltung unterscheidet, weiß Amélie Hund bereits.
Hund, die seit August vergangenen Jahres ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten macht, ist schon sehr gespannt auf das, was sie in der Mairie von Saint-Amand-Montrond erwartet:
„Vor allem freue ich mich darauf, die französischen Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen.“
Was genau ihre Tätigkeiten sein werden, weiß Amélie Hund noch nicht so genau. Fest steht bislang nur, dass sie im touristischen Bereich eingesetzt werden soll und auch an Verwaltungsaufgaben mitarbeiten kann. „Ich möchte sie sehr gerne bei ihrer Arbeit unterstützen“, hofft die Deutsch-Französin mit der doppelten Staatsbürgerschaft auf viele neue Eindrücke.
Ihr Französisch sei zwar im Laufe der Jahre – trotz ihrer Mama als Muttersprachlerin in der Familie – etwas eingerostet. „Aber das wird schon“, ist sie überzeugt, dass sie sich recht schnell wieder einfinden wird.
Amélie Hund startet mit ihrem dienstlichen Besuch in Saint-Amand-Montrond den Reigen eines Austausches zwischen den Azubis der beiden seit 1984 partner- und freundschaftlich mit einander verbundenen Kommunen. „Ich hoffe, dass das Nachahmerinnen und Nachahmer findet. Und zwar auf beiden Seiten“, sagt sie, die ihren Kolleg:innen in der Beziehung gerne ein Vorbild sein möchte. Einzig die französische Sprache könnte eine Hürde sein und auf französischer Seite natürlich das Deutsche, mutmaßt Amélie Hund.
„Aber unter Umständen liegt die Messlatte ja gar nicht so hoch“, weiß sie, dass es auf französischer Seite Verwaltungsmitarbeitende gibt, die Deutsch sprechen. Und schließlich gibt es auch in ihrer Heimat-Verwaltung in Nottuln Kolleg:innen, die Französisch sprechen.
Als Amélie Hund nach ihrem Abitur bei der Gemeinde Nottuln um einen Ausbildungsplatz zur Verwaltungsfachangestellten bewarb, war für ihre Wahl auch die Tatsache auschlaggebend, dass Nottuln eine französische Partnerstadt hat. „Das hat mich von vorneherein sehr angesprochen“, sagt Amélie Hund, die zurzeit im Fachbereich 1 (Steuern und Gebühren) Station macht, um unter anderem dort ihre praktischen Ausbildungserfahrungen zu sammeln.
Daneben steht nach den Sommerferien der Besuch der Berufskollegs in Coesfeld und des Studieninstituts in Münster an. Ihre eng getaktete Ausbildung ist es auch, die ihr nur einen relativ kurzen Aufenthalt in SAM, wie Saint-Amand-Montrond gerne abgekürzt wird, ermöglicht.
In Absprache mit ihrer Ausbildungsleiterin Doris Lenfort und Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes ist sie nun für zweieinhalb Wochen in Frankreich.
„Sonst verpasse ich zu viel in der Schule“, erklärt die künftige Verwaltungsfachangestellte, die gerade frisch aus dem wohlverdienten Sommerurlaub zurückgekehrt ist.
Amélie Hund freut sich, dass ihr Arbeitgeber einen solchen Austausch möglich macht. „Der Bürgermeister ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich Interesse daran habe“, erinnert sie sich an die ersten Schritte zur Planung des Austausches. Und dann sei alles Schlag auf Schlag gegangen: „Ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich von allen Seiten für meine Reise nach Frankreich bekommen habe“, sagt sie, „und ich bin sehr glücklich, dass die Gemeinde dieses Vertrauen in mich setzt“.
Hund nimmt diese Herausforderung sehr gerne an – auch wenn SAM völliges Neuland für die 20-Jährige ist. „Zum einen ist mir die deutsch-französische Freundschaft sehr wichtig und zum anderen freue ich mich sehr darauf, viel Neues zu lernen“, sagt sie. Wohnen wird sie in der Residenz „Foyer de Jeunes Travailleurs“ mitten in Saint-Amand-Montrond.
Die Austausch-Auszubildende freut sich auf neue Kontakte und darauf, die Stadt und ihre Umgebung kennenzulernen. Für alle Fälle hat sie jede Menge Bücher dabei. „Mir wird also bestimmt nicht langweilig“, gibt sich Amélie Hund zuversichtlich.
Die Idee zu einer solchen deutsch-französischen Begegnung liegt schon länger in der Schublade des Bürgermeisters, jetzt wird sie Wirklichkeit. „Ich freue mich sehr darüber, dass das geklappt hat und Amélie Hund diejenige ist, die diese Art des Austausches eröffnet“, sagt Thönnes. Er ist sich sicher, dass „diese Begegnung auf beruflicher Ebene ein weiterer Baustein ist, mit dem unsere fast vier Jahrzehnte andauernde Freundschaft lebendig gehalten wird.“