Alte Amtmannei mit neuem Anbau?
Studentische Teams der FH Münster entwickelten Konzepte für denkmalgeschütztes Gebäude in Nottuln
Nottuln. Der Grundstein für das Gebäude in Nottuln stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es soll anders genutzt werden als bislang – vier studentische Teams der FH Münster haben nun ihre Konzepte dafür präsentiert.
Die Alte Amtmannei in Nottuln ist in die Jahre gekommen. Frischer Wind für ein altes Gebäude mit großem Potenzial für einen Nutzungsmix von Gastronomie und Kultur – das wünschten sich Gemeindevertreter um Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes. Und beauftragten dafür kein Architekturbüro, keine Baufirma, keinen Investor: Sie wollten sich zunächst die Ideen von Studierenden ansehen und kontaktierten Prof. Dr. Stefanie Friedrichsen, Hochschullehrerin für Baubetrieb und Projektmanagement vom Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster. In ihrem Kurs „Projektentwicklung in der Praxis“ widmeten sich im Sommersemester vier Teams der komplexen Aufgabe und präsentierten dem Auftraggeber ihre Ergebnisse. Natürlich direkt in der Alten Amtmannei.
Das fünfköpfige Team um Masterstudent Marko Drinjak hatte, wie auch die anderen Gruppen, einen Anbau mit viel Glas vom Erd- bis ins Obergeschoss vorgesehen – mit Aufzug, um die Barrierefreiheit zu garantieren. Dafür müsste der Teil der Alten Amtmannei weichen, der nicht unter Denkmalschutz steht. „Den denkmalgeschützten Teil würden wir im Wesentlichen so lassen und im Erdgeschoss eine Küche einplanen – die Basis für eine gehobene Gastronomie auf derselben Etage und Außenbereich. Für den Anbau und das Obergeschoss haben wir die Nutzung für Kulturveranstaltungen, Versammlungen und Tagungen vorgesehen.“ Die vom Auftraggeber formulierte Möglichkeit, auch angrenzende Gebäude ins Konzept mit einzubeziehen, hat dieses Team aufgegriffen: Hier sieht das Team ebenfalls die Chance für Veranstaltungen, vor allem aber für Coworking Space. Den Bedarf dafür vermutet das Team für beides: „Die Nottulner müssten nicht nach Münster oder ins Umland für Kulturevents fahren. Und Corona hat uns gezeigt, dass mobiles Arbeiten im Trend ist und vermutlich bleiben wird.“
Die Projektidee zu entwickeln war ein Teil, der größere allerdings bezog sich auf die Analysen und Berechnungen, wie sie auch in der realen Praxis üblich sind. Sie mussten die Wirtschaftlichkeit begründen und Risiken bewerten, auch erste Gedanken zur Vermarktung des Gebäudes gehörten zur Aufgabe.
„Wir werden einmal in der Bauleitung, Projektentwicklung oder Planung arbeiten, dafür war dieses Praxisprojekt eine super gute Übung. Denn wir mussten alles finanziell durchrechnen, alle Beteiligten und Interessengruppen einbeziehen – die Gemeinde, die Einwohnerinnen und Einwohner sowie den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga überzeugen“, so Drinjak. Kein Neubau auf der grünen Wiese zu planen, sondern ein Konzept für den Umbau eines bestehenden, denkmalgeschützten Gebäudes zu entwickeln: Das sei eine dankenswerte Aufgabe, aber auch eine besondere Herausforderung gewesen.
„Die alle vier Gruppen souverän gemeistert haben“, so das Fazit von Prof. Friedrichsen. „Sicher lassen sich die entwickelten Konzepte nicht eins zu eins in die Praxis umsetzen, aber sie liefern der Gemeinde weitere Ideen und Denkanstöße, wie die Alte Amtmannei auch in Zukunft attraktiv genutzt werden kann.“ Dem stimmt Nottulns Bürgermeister gern zu. „Wir haben wichtige Impulse erhalten und bedanken uns dafür bei den Studierenden. Nun müssen wir uns die Konzepte noch einmal genauer mit den Bürgerinnen und Bürgern und dem Rat der Gemeinde anschauen”, so Dr. Dietmar Thönnes.