Junge Generation hat die Federführung
Nottuln. „Jugend entscheidet“: Seit Anfang April steht fest, dass die Gemeinde Nottuln zusammen mit neun anderen Kommunen aus ganz Deutschland in das Programm der gemeinnützigen Hertie-Stiftung aufgenommen worden ist. Gemeinsam mit Jugendlichen, mit Expert:innen der Hertie-Stiftung und mit einem kommunalen Team, dem unter anderem der Bürgermeister, Vertreter:innen der Gemeindeverwaltung, der Kommunalpolitik, der Jugendarbeit und Vereinen angehören, soll nun über einen Zeitraum von rund 18 Monaten ein Konzept entwickelt werden, wie die Nottulner Jugend aktiv in politische Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden kann.
„Ob das nun auf einzelne Projekte bezogen sein wird oder ob später einmal ein ständiges Gremium, zum Beispiel ein Jugendparlament, daraus entsteht, ist völlig offen“, sagt Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes, dem die politische Zusammenarbeit mit der jungen Generation sehr am Herzen liegt. „Politische Entscheidungen zu treffen, ohne diejenigen miteinzubeziehen, deren Leben diese Entscheidungen zukünftig am meisten beeinflussen, ist fatal. Unsere Ideen und Hoffnungen für die Welt von morgen funktionieren nur, wenn die Menschen von morgen sie aktiv mitgestalten können“, betont der Verwaltungschef.
Thönnes war vor einigen Tagen zusammen mit Verwaltungsmitarbeiterin Katharina Leusing, die Ansprechpartnerin des kommunalen Teams ist, nach Berlin gereist, um am Auftaktworkshop der Hertie-Stiftung zur dritten Runde von „Jugend entscheidet“ teilzunehmen. Voller Eindrücke und mit einem offenen Brief an die Bundesregierung im Gepäck, in dem die unterzeichnenden zehn Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bessere Rahmenbedingungen für die Beteiligung der Jugend an politischen Prozessen fordern, kehrten Thönnes und Leusing nach Nottuln zurück.
Sich vernetzen mit den anderen teilnehmenden Kommunen Boizenburg/Elbe, Elbmarsch, Garbsen, Nottuln, Petersberg, Rendsburg, Teltow, Waghäusel, Walzbachtal und Weißenfels stand bei diesem ersten gemeinsamen Treffen genauso auf dem Programm des zweitägigen Workshops, wie fachlicher Input in Form von Vorträgen oder Best Practice- Beispielen, von denen zwei Jugendliche berichteten, deren Kommune im ersten Durchgang von „Jugend entscheidet“ dabei war.
Vorrangig ging es dabei um die Fragen, wie Jugendliche für die Thementage im Herbst begeistert werden können, auf welchen Kanälen sie am besten erreicht werden und wie sie angesprochen werden können.
„Im Augenblick laufen noch sehr viele vorbereitende Aufgaben im Hintergrund ab, bis wir im November in den praktischen Teil dieses spannenden Prozesses gehen“, sagt Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes. Dazu gehören unter anderem Schulungen des kommunalen Teams und ein regelmäßiger Austausch mit dem für Nottuln zuständigen Prozessbegleiter der Hertie-Stiftung, Urs Südhof: Bei der Beteiligung von Jugendlichen soll nichts dem Zufall überlassen bleiben.
Wichtig für eine starke Demokratie sei, es eine solche Beteiligung zu erleben, erklärt Thönnes. Viele Jugendliche hätten einen eher düsteren Blick auf ihre Zukunft und setzten keine Hoffnung mehr in die Demokratie. Das hätten auch die vergangenen Europa- und Kommunalwahlen gezeigt. Eine Möglichkeit, diesem Trend entgegen zu wirken, sei die aktive Mitwirkung von Jugendlichen bei der Gestaltung der eigenen Gemeinde. „Wir müssen die Gelegenheiten dafür schaffen“, sagt Dietmar Thönnes. Diese Forderung ist neben zwei weiteren Appellen auch Bestandteil des offenen Briefes der zehn Bürgermeister:innen an die Bundesregierung.
Bei den Thementagen im Herbst haben dann die Jugendlichen ihre Chance zu zeigen, wie sie sich ihre persönliche Beteiligung an politischen Entscheidungen vorstellen. Dabei bleibt es nicht bei der Theorie allein: Die jungen Nottulner:innen und Nottulner erarbeiten gemeinsam mit den erwachsenen Expert:innen, dem kommunalen Team und der Kommunalpolitik ihr eigenes Projekt, das im kommenden Jahr umgesetzt und bei einem Gemeindefest der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Es ist ein Projekt, das zuvor alle notwendigen und vorgeschriebenen politischen und verwaltungstechnischen Entscheidungsprozesse durchläuft – nur, dass in diesem Fall die junge Generation die Federführung hat.
Der Offene Brief der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister an die Bundesregierung:
→ „Eine starke Demokratie bedeutet erlebte Beteiligung“ – Bürgermeister:innen fordern bessere Rahmenbedingungen für die Beteiligung der Jugend an politischen Prozessen