Publikation besticht mit besonderer Themenvielfalt
Geschichtsblätter Kreis Coesfeld 2022: Mit 600 druckfrischen Exemplaren auf dem Markt
Nottuln. Die Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld gibt es bereits seit 1976 – von Beginn an herausgegeben vom Kreisheimatverein Coesfeld. Unlängst erschien der 47. Jahrgang dieser Publikation unter dem Titel „Unser Kreis Geschichte und Geschehen 2022“.
Wobei der Begriff „Geschichtsblätter“ schon längst nicht mehr stimmt. Über die Jahre hinweg hat sich die Publikation zu einem richtigen Buch entwickelt. Auch der jüngste Spross der Geschichtsblätter Kreis Coesfeld mit dem Longinusturm als Titelbild ist mit insgesamt 316 Seiten wahrlich kein Leichtgewicht.
Prall voll ist er mit Berichten, die unter anderem von Fritz „Longinus“ Westhoff erzählen, von dem der Longinusturm in Nottuln seinen Namen bekam. Darin beschäftigt sich Hans-Peter Boer nicht nur mit dem Mitbegründer des Baumberge-Vereins, sondern auch mit den Anfängen der Heimat- und Wanderbewegung in Westfalen. Neben dem Kulturdezernenten der Bezirksregierung Münster a. D. gibt es noch neun weitere Autorinnen und Autoren, die mit den von ihnen bearbeiteten Themen die Geschichtsblätter wieder einmal zu einem besonderen Lesestoff werden lassen.
Zum Autoren-Team der Geschichtsblätter 2022 gehören neben Boer Dr. Hendrik Lange (Schlacht von Varlar), Norbert Damberg (Zinngießerei in Coesfeld; Bildung von Synagogenbezirken in den Kreis Coesfeld und Lüdinghausen), Dr. Peter Ilisch (Städtische laufende Boten in der Vormoderne; Die Aufnahme neuer Bürger in Coesfeld 1735–1765; Tod eines Reisenden in Buldern 1804), Dr. Stefan Sudmann (Kreis-Physikus Dr. Franz Wesener und das Dülmener Problem der „Arzneien für arme Kranke“ in den 1820er Jahren), der Landrat des Kreises Coesfeld, Dr. Christian Schulze Pellengahr (Johann Caspar Anton Bisping, Mitglied des Ersten Westfälischen Landtags und sein Biedermeierbildnis aus dem Jahre 1827), Johannes Leuschacke (Als das Auto nach Olfen kam. Zu den Anfängen des Kraftfahrzeugverkehrs im ländlichen Raum 1900 bis 1930), Egon Zimmermann (Kulturkampf in Herbern), Anne Grütters, die sich mit der Chronik des Kreises Coesfeld der Jahre 2021 und 2022 beschäftigt, sowie Michael Kertelge.
Kertelge, Pastoralreferent aus Lüdinghausen, beschäftigt sich in den aktuellen Geschichtsblättern mit einem besonders schweren Thema: Die sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche. Sein Aufsatz mit dem Titel „Und ich dachte, das käme nie raus!“ arbeitet den „Umgang des Bistums Münster mit Betroffenen und dem Täter, Pfarrer Theo Wehren (1931–2011)“ auf und schildert darin die Geschichte eines Missbrauchstäters, der trotz einer Verurteilung weiter als Pfarrer in der Seelsorge tätig sein konnte – unbehelligt von der Justiz und seinem Arbeitgeber, der katholischen Kirche. Statt die von Missbrauch Betroffenen zu schützen, war der Kirche viel mehr daran gelegen, einen Skandal und öffentliches Aufsehen zu vermeiden. Michael Kertelge schließt seinen 20-seitigen, mit vielen Anmerkungen versehenen Bericht mit einer Widmung. Sie richtet sich explizit an die „namentlich bekannten Betroffenen und die sicher zahlreichen unbekannten betroffenen Kindern und Jugendlichen, die all das erleiden mussten“.
Die Geschichtsblätter 2022 sind in einer Auflage von 600 Exemplaren erschienen und sind beim Kreisheimatverein (info@kreisheimatverein-coesfeld.de) Preis von 14 Euro zzgl. Versandkosten erhältlich.